Ich fliege sehr viel – und im Laufe der Zeit konnte ich dank der Beständigkeit der anderen Flugpassagiere herausfinden, wie man sich beim fliegen korrekt zu verhalten hat.
Meine jahrelange Forschungsarbeit hat sich nun ausgezahlt und ich konnte allumfassende Antworten auf die wichtigsten Fragen überhaupt, Wie verhalte ich mich vor, auf und nach dem Flug?, erhalten.
Ich möchte an dieser Stelle dem geneigten Leser meine Forschungsarbeit zugänglich machen.
Vor dem Flug
- Der Check-In
Sie kommen zum Check-In und sehen zehn Schalter.
Bei acht stehen etliche Leute an, die Schlangen gehen fast bis aus dem Flughafengebäude heraus.
Aus irgendwelchen Gründen sind aber zwei Schalter ganz leer oder es sind nur wenige andere Leute vor.
Stellen Sie sich auf jeden Fall an einen der beiden leeren Schalter. Die ganzen anderen Passagiere sind eh dumm wie Dosenbrot. Sie aber nicht, Sie erkennen sofort, dass Sie viel schneller einchecken können, wenn Sie sich an einen der leeren Schalter anstellen.
Ignorieren Sie getrost die Schrift über dem Schalter, wie zum Beispiel „Gold/Silver Card“, „First- und Business-Class“ oder „Nur Handgepäck“.
Diese Sonderschalter sind von den Fluggesellschaften nur deshalb eingerichtet worden, um Sie zu schikanieren.
Wenn Sie aufgefordert werden, sich an einen anderen Schalter anzustellen, lassen Sie lautstark Ihrem Unmut freien Lauf und fragen Sie immer wieder, warum es so schwer ist, wenigstens Sie eben an diesem Schalter einzuchecken, wo Sie doch sowieso schon hier stehen.
Wenn Sie vorne stehen und hinter Ihnen befindet sich eine lange Schlange, diskutieren Sie in aller Seelenruhe mit dem Schaltermitarbeiter über ihren Sitzplatz.
Erklären Sie ihm ruhig, dass Sie ein Anrecht darauf haben, einen Platz am Notausgang oder in der ersten Reihe zu haben, denn schliesslich haben Sie für diesen Flug bezahlt.Wenn man Ihnen eine Gebühr für Ihr Übergepäck berechnen will, halten Sie einen Vortrag darüber, das bei anderen Fluggesellschaften alles viel besser ist.
Schliesslich ist die Gewichtsangabe für Ihr Gepäck nur eine Schikane der Fluggesellschaften.
Halten Sie den Vortrag laut, deutlich und sprechen Sie langsam, so dass alle anderen Passagiere auch genau mitbekommen, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Regen Sie sich laut darüber auf, dass Sie durch den halben Flughafen laufen müssen und verlangen Sie, dass das Flugzeug direkt am Check-In Schalter hält und Sie einsteigen können.
Das ist Ihr gutes Recht, denn Sie haben für diesen Flug bezahlt! - Bei der Sicherheitskontrolle
Sie wissen zwar, dass man Flüssigkeiten nicht mit nehmen darf, versuchen dies aber trotzdem einfach, denn ihre Flüssigkeit ist gar keine Flüssigkeit.
Und überhaupt, seit wann sind Messer mit einer Klingenlänge unter 8cm als Messer eingestuft?
Das Sie von Sicherhehitspersonal kontrolliert werden, welches sich augenscheinlich ganz eindeutig als Personal mit muslimischem Hintergrund darstellt, ist immer eine gern gesehene Abwechslung beim warten auf die Kontrolle. - Beim einsteigen
Telefonieren Sie mit Ihrem Handy noch im Flugzeug.
Bleiben Sie als einziger im Gang stehen und telefonieren laut und deutlich über völlig belanglosen Kram, sofern jeder mitbekommen kann, dass es geschäftlich ist.
Damit beweisen Sie jedem anderen Passagier, wie wichtig Sie sind.
Reagieren Sie auch bei der dritten Ermahnung durch das Flugbegleitpersonal nicht und telefonieren Sie ruhig zu Ende. Immerhin sind Sie wichtig! Und Sie haben für diesen Flug bezahlt.
Räumen Sie ganz in Ruhe Ihr Handgepäck in die Ablagefächer ein.
Achten Sie darauf, dass Sie immer so im Gang stehen bleiben, dass niemand an Ihnen vorbei kommt. Denn Sie sind wichtig, die anderen haben zu warten, wenn Sie Ihren Platz und somit Ihr Revier abstecken. Immerhin haben Sie für diesen Flug bezahlt.
Setzen Sie sich ruhig auf den Platz, der Ihnen am besten gefällt.
Der Sitzplatz, den Sie beim Check-In erhalten haben, ist nur ein Richtwert.
Legen Sie Ihr Handgepäck in die Gepäckfächer über der ersten Reihe, dann haben Sie es beim Aussteigen gleich griffbereit. Die Passagiere der ersten Reihe legen ihr eigenes Gepäck sowieso unter den Sitz.
Sollte das Gepäckfach schon voll sein, nehmen Sie das andere Gepäck raus, bevor Sie ihr eigenes verstauen und legen das andere Gepäck einfach auf den Boden oder auf darunter sitzende andere Passagiere. Sind ja selbst schuld, wenn die es nicht erwarten können, ins Flugzeug zu kommen. Sie haben für ein Gepäckfach bezahlt und deshalb ein Anrecht darauf, ihr eigenes Handgepäck zu verstauen! - Während des Fluges
Ist das Flugzeug im Landeanflug und ganz kurz vor dem aufsetzen begriffen, schnallen Sie sich ab, springen aus ihrem Sitz hoch und zerren Sie vorsorglich Ihr Handgepäck, welches durch die Stewardessen einige Reihen weiter hinten verstaut wurde, aus der Gepäckablage.
Ignorieren Sie hierbei aufgebrachtes Flugbegleitpersonal, dies ist sowieso nur zwecks Unterhaltung an Bord.
Wenn die Anschnallzeichen aufleuchten, ist dies das Zeichen, genau jetzt das WC aufzusuchen. Stellen Sie sich seelenruhig in einer Reihe an, der Pilot wird schon mit dem Landeanflug warten, bis alle auf dem Töpfchen waren.
Sitzen Sie am Fenster, dann nötigen Sie ganz schnell die beiden neben sich sitzenden Passagiere, aufzustehen und Ihnen Platz zu machen. Immerhin sind es jetzt noch etwa 10 Minuten bis zur Landung.
Sitzen Sie allerdings am Gang, dann erklären Sie, dass ihr Kreislauf nicht erlaubt, aufzustehen. Das erlaubt er nie. Und am Fenster können Sie auch nicht sitzen. Und die 2 Stündchen können die neben Ihnen sitzenden auch so aushalten.
Erklären Sie den Ausschank von alkoholischen Getränken zu Ihrem Grundrecht. Immerhin haben Sie dafür bezahlt. Und wenn Sie bei einer Billigairline fliegen, dann gilt noch die Variante, dass der Alkohol gefälligst kostenlos zu sein hat.
Fliegen Sie in einer Billigairline, die kein Essen auf dem Flug ausgeben, nehmen Sie unbedingt Gerichte mit an Bord, die andere Passagiere auch riechen können, wie zum Beispiel Pizza, McDonalds, Burger King oder dem Italiener um die Ecke und sowieso mit viel Knoblauch. Das zeigt den anderen Passagieren, welch köstlich Mahl Sie zu sich nehmen und alle anderen sowieso nur Luschen sind.
Wenn Sie fertig sind mit Essen, stimmen Sie einen Gesang an um besser verdauen zu können. Vor allem, wenn Sie in einer Gruppe von mehr als 10 Leuten sind, werden ganz schnell die anderen Passagiere einstimmen. - Beim auschecken
Wenn Sie den Zollbereich verlassen, bleiben Sie unbedingt wie gebannt in der Ausgangstür stehen. Hier könnte Sie jemand abholen. Und ist das nicht ein wirklich schönes Motiv, wenn Sie, ja, SIE, in der Türe stehen, im Hintergrund die Zollabfertigung und ungefähr 100 wartende Menschen, die Sie am liebsten erschlagen würden? Es könnte aber auch ein Verwandter/Bekannter/Nachbar/Taxifahrer von Ihnen Sie erwarten und Ihnen Freudig um den Hals fallen. Immerhin waren Sie ja 7 Tage weg – eine Ewigkeit.Ausserdem ist es Ihr gutes Recht, den Ausgang zu blockieren, schliesslich haben Sie ja bezahlt. Und, nicht zu vergessen, jeder ist traurig, wieder an dieser Tür zu stehen. Denn hier ist der Urlaub wirklich zu ende. Hier hat jeder Zeit, um noch einmal die Eindrücke des Urlaubes revue passieren zu lassen. Oder um sich zu sagen, dass sein wichtiges Meeting gar nicht so wichtig ist und die Kunden schon Verständnis haben werden, dass man mit den Urlaubern inne hält. Schliesslich trauern sie ja um ihren beendeten Urlaub.
Alles, was ich oben beschrieben habe, habe ich tatsächlich genau so erlebt.
Die arrogantesten Passagiere finden sich bei Air Berlin, die Rücksichtsvollsten bei Greenland Air, die leckersten Düfte von Essen auf Inlandsflügen mit SAS.