Meine liebe Frau hat mir erlaubt, dass wir beide zusammen im Sommer eine Trekkingtour auf Grönland machen.
Sie wollte eigentlich eine Radtour in Deutschland machen aber mein ganzes Bitten und Betteln hat geholfen und sie hat zugestimmt.
Endlich wieder Grönland und endlich Grönland im Sommer.
Die Route ist eigentlich schon klar. Nicht solch ein Stress wie die Fjällräven Classic soll es werden, nein, ganz gemütlich soll es laufen auf dem Arctic Circle Trail (Homepage) in 10 oder 12 oder 14 Tagen für die 170km.
Die Anreise wird dann ganz standesgemäss sein. Zuerst nach Kopenhagen, dann mit Air Greenland nach Kangerlussuaq und von dort aus geht es gleich zu Fuss auf den Arctic Circle Trail.
Und wie schaut es mit Tieren aus?
Eisbären kommen an der Westküste nicht vor. Dafür sehen wir mit ganz viel Glück vielleicht Robben, Moschusochsen, Rentiere, Hermeline, Lemminge, Polarhasen und Polarfüchse. Und mit richtig viel Glück vielleicht sogar mal einen Wal von der Küste aus.
Danke meine liebe Frau!
War Dir Spitzbergen und Lappland bisher unvergesslich, dann wird Grönland das ganze noch toppen.
Sofern du mich nicht wieder heillos mit Infos zuballerst und die Mücken möglichst alle tot sind… dir ist aber schon klar, das mein Schlafsack nur bedingt polartauglich ist, ich den Rucksack vom letzten Jahr nur noch zum Einkaufen nehmen werde und bestimmt noch einige andere Sachen anfallen? Ach ja und auf den Hütten gibts so eine Art Hundekotbeutel für die eigenen Hinterlassenschaften. Wenn das Zeug im Winter durchgefrohren ist, sammeln die das ein. Isostar können wir dann gleich kiloweise kaufen und sowieso ist es so sumpfig, das man mit Gummistiefeln wandern sollte.
Ansonsten: bitte, bitte mein Herzallerliebster.
Da fragt man sich beim Lesen schon, ob man nicht komplett bescheuert ist. Herzlichen Dank für eure Erläuterungen
@Novoline…
jaaaa, irgendwie schon. Urlaub geht auch viel, viel bequemer – nur: das was man sich für diesen Aufwand und diese Strapazen an Urlaub „erkauft“… na ja, das ist einfach unbeschreiblich.
Trotz Leiden. Trotz der Tatsache, das die Vorbereitungen für mich auf diese Tour insbesondere viel, viel Training bedeuten und es sich bitter rächen wird, wenn ich das nicht einhalte. Wir sind dort in einer Landschaft, die tausende von Menschen nur aus dem Fernsehen kennen oder aus der National Geographic. Ich finde, das ist etwas sehr Besonderes. Du lernst nur das lieben und letztlich irgendwo auch schützen, was du tatsächlich kennst und mit allen Sinnen erlebt hast.
Und du lernst für dich selbst Grenzen kennen – und das man manchmal über vermeintliche Grenzen hinauswachsen kann und das im Nachhinein eigentlich gar nicht so schwer ist. Das man tatsächlich mit wenig auskommen kann. Hey, wir haben da fast 14 Tage lang keinen Strom. Und es geht. Wir haben fast 14 Tage keine Möglichkeit, irgendetwas einzukaufen. Geht auch. Wasser kommt aus den Seen, ein warmes Badezimmer mit Dusche und Föhn? Ist nicht. Jeden Tag frische Klamotten? Ist auch nicht. Wir hängen über 14 Tage lang die ganze Zeit zusammen – im normalen Leben haben wir eine Wochenendbeziehung.
Das ist Urlaub extrem. Wir haben da quasie alles, wofür viele Pauschaltouristen beim Reiseveranstalter Geld zurückverlangen würden: Kälte, kein Strom, keine Dusche, Ungeziefer, Essen aus der Tüte,Plumpsklo etc. pp. – dafür zahlen wir so gar noch weit, weit mehr als Pauschaltouristen, um genau das zu erleben. Dafür haben wir halt etwas, das Pauschaltouristen NICHT erleben: eine unglaublich schöne Landschaft, weit und breit keine Bettenburgen, einen Urlaub, den man nicht fix und fertig im Reisebüro buchen kann – und von der Spezies „nervende Landsleute“ bleibt man auch verschont.
Während andere braun gebraten und abgefüllt aus dem Urlaub zurück kommen, werden wir wahrscheinlich fix und alle sein und uns darauf freuen, das Scheuerstellen, Stiche und Schmerzen irgenwann aufhören und wir wieder mehr Klamotten und eine warme Dusche zur Verfügung haben. Vielleicht mögen wir diesen Urlaub und diese Region gerade deshalb, weil es „gegen den Strom“ ist: andere Menschen erwarten in ihrem Urlaub quasie das Maximum, sie erwarten Überfluss: Rundumservice, nichts tun müssen und dennoch wer sein und eine nette Gegend mit viel Sonne und Wärme. Das bekommen sie auch, oft in Gesellschaft von hunderten oder tausenden anderen Menschen am gleichen Ort, die genau so etwas auch wollen. Unsere Art Urlaub zu machen, ist genau das Gegenteil.
Gestern habe ich in einem Buch gelesen: „Nur wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle!“ – das fand ich sehr schön. Ich kann dir nicht genau sagen, was die Quelle letztlich sein wird, denn irgendwo ist auch der Weg das Ziel. Aber wenn ich es jetzt prophezeien müsste, dann wäre das Ziel eine unglaubliche Liebe.
Zum Leben an sich, zur Landschaft, zu den Menschen und Tieren, zu mir selbst – und ganz besonders zu meinem Herzallerliebsten. Denn es ist ein ziemlich guter Beziehungstest – in so einem Urlaub bist du aufeinander angewiesen. Auftretende Probleme müssen gemeinsam gelöst werden, Sorgen ausdiskutiert werden – man kann nicht voreinander ausweichen, jedenfalls nicht besonders lange. Ich kann nicht irgendwann sagen: „Ich habe jetzt keinen Bock mehr, ich gehe ins Hotel zurück!“ (er aber auch nicht). Ich finde, in der heutigen Zeit ist es etwas Besonderes, es ist eine viel größere Nähe als man im Alltag hat. Und auch, wenn wir uns zwischendurch bestimmt verfluchen werden – am Ende wird eine tiefe Liebe zueinander sein, weil es eigentlich kein größeres und schöneres Geschenk geben kann, als eine so unglaubliche Nähe zusammen durchzustehen.
[…] Warum tut Ihr Euch sich das an? Ela hat heute auf einen Kommentar geantwortet und ich möchte dies zum Anlass für einen Artikel […]