Vergangenen Montag habe ich mir am linken Fuss den vorderen Fussballen abgerissen. Also nicht ganz aber ein Stück. Natürlich tat ich dieses mit dem Hintergedanken, endlich einmal einen Test durchführen zu können, wie Fluggesellschaften damit umgehen.
Ich habe 2 Tage nach dem Abriss (ich brauchte doch ein wenig Regenerationszeit, weil das Nähen so weh tat) einen Flug von Berlin Tegel nach Frankfurt/Main mit Air Berlin und 4 Tage nach dem Abriss einen Flug von Frankfurt/Main nach Berlin Tegel angetreten.
Bei Air Berlin hatte ich bis vor 3 Jahren den TopBonus Gold Status, bei Lufthansa verfüge ich über eine gültige silberne Miles and More Karte und habe damit den Frequent Traveller Status.
Die Sicherheitskontrolle in TXL war, wie immer recht easy, das Personal freundlich, ich wurde nur gefragt, ob ich die Gehhilfen unbedingt brauche. Nach meiner Antwort „Sonst hätte ich sie kaum dabei“ waren dann die Fronten geklärt.
Vor dem einchecken rief ich bei Air Berlin an und fragte, ob man mir einen Rollstuhl in Frankfurt organisieren kann, da die Wege dort echt weit sind. Die Antwort war „Nein, wir kümmern uns nur vom Check In bis zum aussteigen aus der Maschine. Da müssen Sie am Flughafen nachfragen.“
Einen Platz mit mehr Beinfreiheit hätte ich bekommen können. Zum Aufpreis von 20 Euro.
Der Anruf am Flughafen war dann kurz und knapp: Rollstuhl ist kein Problem, muss ich 48 Stunden vorher ankündigen. Ja, da hatte ich noch keine Verletzung.
Mein Versuch, als erstes ins Flugzeug zu kommen, wurde von der Frau am Boardingschalter von vornherein abgeblockt, die sich schlicht geweigert hat, mit mir zu sprechen. Boarding strikt nach Boardinggruppe. Also stieg ich als letztes ein, weil ich weit vorne sass. Hilfe vom Bordpersonal? Fehlanzeige. Ich wurde nichtmal gefragt.
Dann kam heute die Gegenprobe – Lufthansa.
Auch hier rief ich vorher an und man sagte mir, dass man am Telefon nichts machen kann, ich sollte zum Check In Schalter gehen.
Für den Umweg von 20 Metern war ich zu unmotiviert und wollte in der Business Lounge von Lufthansa nachfragen.
Die Sicherheitskontrolle in Terminal 1 war easy wie immer (ganz im Gegensatz zu der in Terminal 2), ausser, dass ich den Behindertendurchgang nehmen durfte und sofort dran war.
Diesmal hatte ich sogar Thrombosespritzen im Handgepäck. Kein Problem.Ich wurde auch gefragt, ob ich die Stützen unbedingt brauche, gleiche Antwort, gleiche Reaktion.
Dann steuerte ich in der Lounge erstmal die Empfangsdame an und fragte nur nach einem anderen Sitzplatz. Rollstuhl brauchte ich nicht, weil in Tegel der Ausgang gleich am Flugzeugausstieg ist.
Also der andere Sitz ging nur weiter vorne aber nicht am Fenster, da ist alles besetzt. Na gut, Reihe 8 ist schonmal besser als Reihe 22. „Ich rufe Ihnen dann auch gleich eine Begleitung“. Jetzt war ich verwirrt. Begleitung? Sie wollte sich kümmern.
Kurz vor Boardingbeginn wurde ich dann abgeholt und mit einem Elektroauto zum Ausgang gefahren. Vom Boardingpersonal wurde ich persönlich zum Boarding 5 Minuten vor allen anderen abgeholt. Kaum, dass ich im Flugzeug war, kamen gleich 3 Stewardessen an und fragten, wie sie mir helfen könnten. Weil der Flieger nicht ausgebucht war, bekam ich kurzerhand eine ganze Sitzreihe für mich allein, der andere Passagier, der normalerweise neben mir gesessen hätte, wurde kurzerhand umgesetzt. Dann kamen wir in TXL an und ich stieg aus dem Flieger aus – und staunte nicht schlecht. Es stand eine Dame dort mit Rollstuhl, die darauf bestand, mich nach draussen zu fahren. Nach draussen war in diesem Fall wörtlich, sie brachte mich bis ans Auto.
Da kann ich nur sagen: Lufthansa 10 Punkte, Air Berlin 0.
Auch wenn ich mich über die Lufthansa oft aufrege, in Sachen Service macht denen so schnell niemand was vor.