Irgendwie scheinen sich hier im Flieger viele Leute zu kennen. Man unterhält sich, wechselt laufend die Plätze, man begrüsst sich. Das Verhältnis von Weissen zu Inuit ist etwa 50/50, wie ich jedoch später erfahre, bin ich einer von zwei Touristen, die sich zeitgleich auf Grönland aufhalten. Der andere Tourist kommt aus Island. Wenigstens bin ich nicht ganz alleine so bescheuert 🙂
Der Flug ist alles in allem klasse, der Service hervorragend, jedoch werde ich langsam etwas ruhiger oder in mich gekehrter nachdem wir die Faröer Inseln passiert haben und nun auf direktem Kurs in den Polarkreis sind.
Die Sonne wandert immer weiter zum Horizont, geht in der Flughöhe von 11.000 Metern aber nicht unter. Als wir aber die Reiseflughöhe verlassen, geht die Sonne langsam unter und soll auch die nächsten Tage für mich nicht wieder aufgehen.
Wir landen Morgens gegen 1000 Uhr Ortszeit nach 5 Stunden Flugzeit, 4 Stunden Zeitverschiebung, in Kangerlussuaq, sozusagen dem International Airport Grönlands.
Es gibt kein Terminal, das Gebäude ist eine bessere Bretterbude.
Ausgestiegen wird über eine offene Treppe, ich bin noch nicht passend für die Arktis angezogen, war es doch in Kopenhagen um -5 Grad herum, sind es hier luftige -25 Grad C, die sofort die Nase zufrieren lassen.
Im folgenden Bild sieht man links die Maschine, mit der es sofort weitergeht, rechts noch die Tragflächen der Maschine, mit der wir herkamen.
Nach dem Start des Weiterfluges Kangerlussuaq nach Ilulissat würde ich gerne Photos machen, kann es aber nicht, da ich so überwältigt vom Ausblick auf eine vollkommen andere Welt bin, dass mir wirklich die Tränen in den Augen stehen.
Es scheint, als wäre dies hier ein anderer Planet. Es gibt keine Berge, wie man sie in Deutschland kennt, es sind alles rundgeschliffene Steine und Felsen. Dazwischen Flüsse und Seen, hunderte, ja tausende und alles ist zu Eis erstarrt. Sieht man in Kangerlussuaq noch kleinere, gedrungene Büsche, die sich scheinbar auf den Boden pressen um der Kälte zu entgehen, so sieht man alsbald gar keine Pflanzen mehr.
Wir erreichen den Nordpolarkreis und jetzt tauchen wir auch bald mit dem Flugzeug in die ewige Nacht ein.
Obwohl, ich wusste gar nicht, was die Arktische Nacht eigentlich ist. Genaugenommen ist es nicht immer dunkel, nur geht einfach die Sonne nicht auf.
Und das macht sich gleich in der Qualität der Bilder bemerkbar.
Wir treffen gegen 1200 Mittags in Ilulissat ein und es ist bewölkt.
Damit ist es fast dunkel, zu dunkel, um auf die Schnelle ein scharfes Bild vom Ilulissat Airport Terminal zu machen.
Der Flughafen ist Top modern.
Sogar ein Gepäckförderband hat es hier.
Wenngleich dies auch nur 2 Meter lang ist.
Das hier Abenteuer pur beginnt, erkennt man sofort an den Flughafenarbeitern, die in dicken Jacken (von Canada Goose) und Stiefeln rumlaufen. Kleidung mit der man in einem deutschen Standardwinter wohl einem Hitzschlag erliegen würde.
Ich werde von einem der beiden Hotelbesitzer in einem voll geländegängigen Wagen abgeholt. Wir nehmen noch 3 Inuit mit, die am nächsten Tag 400 km weiter nach Norden reisen. Mit dem Helikopter wie man mir sagt, denn zu dieser Zeit ist ein Anflug mit dem Flugzeug wetterbedingt nicht mehr möglich.
Von den Eindrücken bin ich überwältigt, so überwältigt, dass mir jetzt, wo ich diesen Bericht schreibe und über ein halbes Jahr nach meiner Reise, immer noch die Augen feucht werden.
Ich sehe auf halbem Weg zum Hotel den ersten Hundeschlitten meines Lebens in Natura.
Das hier das Leben anders läuft als in Deutschland stelle ich schon kurz nach meiner Ankunft fest.
Ich komme ins Hotel, gehe auf mein Zimmer um erstmal den Rucksack loszuwerden, mache einige Photos und habe auf einmal den Gedanken „So, ich habe alles gesehen, nun kann ich wieder nach Hause“ ich weiss nicht warum, erst am nächsten Tag merke ich, dass ich nur einen Tag da war. Es ist irgendwie alles anders. Die Zeit vergeht hier viel langsamer irgendwie. Man schaut nach Süden und sieht eine beihnahe aufgehende Sonne, wobei, wenn man sich nach Norden wendet, einen tiefschwarzen Nachthimmel sieht. Das Farbenspiel ist in jeder Himmelsrichtung anders.
Ende Teil 2