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Arctic Circle Trail: Die Wanderkarten sind eingetroffen

Gestern sind die Karten 1:100.000 angekommen. Leider bin ich noch in Berlin und starte morgen meine 722km nach Wuppertal – auf dem Fahrrad.

Ich kann dann also ganz in Ruhe die Karten anschauen, während ich mein Kleie-Bad nehme 🙂

Aber erstmal schauen, ob ich die 722km Berlin-Wuppertal überhaupt im Ansatz schaffe.

Das Wetter in Berlin ist heute durchwachsen. Kühl, stark bewölkt aber es soll weitgehend trocken bleiben.

Heute Nacht ist laut Wetterbericht Schneefall möglich und morgen soll es so werden wie heute.

Dummerweise fahre ich genau in eine Regenfront hinein. Aber klar, wieso sollte es anders sein als sonst immer.

Klaus Engelbertz

Trekkingurlaub? Warum tut Ihr Euch sich das an?

Ela hat heute auf einen Kommentar geantwortet und ich möchte dies zum Anlass für einen Artikel nehmen.

Warum tun wir uns das an? Warum machen wir Urlaub am Nordpol, warum laufen wir 200km in der Wildnis ohne Restaurants,  weiche Hotelbetten, warum schleppen wir 20, 25kg Rucksäcke durch die Gegend und warum übernachten wir im Zelt, im Schlafsack, bei Regen, Sturm, Schneetreiben?

Warum?

Das warum hat sich mir eigentlich noch nie gestellt. Als ich vor Jahren das erste mal auf Grönland war, am Rande des Inlandeises, in die Ferne geschaut habe und dachte „Hier muss man mal drüber laufen“ (nicht, das könnte man vielleicht mal machen sondern ich MUSS das mal machen), hat mich das Trekkingfieber gepackt.

Diese unglaubliche Einsamkeit, die unglaubliche Weite, die unglaubliche Stille und diese unglaubliche Landschaft. Ich weiss auch nicht, es ist ein innerer Zwang, es zu tun.

Grönland, Ilulissat Isfjord

Der Inuit, der mir in der Bar des Hotels Hvide Falk in Ilulissat sagte „wenn Du das erste mal hier bist, wirst Du entweder niemals wieder hier fort kommen oder niemals wiederkehren“.

Ich bin nicht fort gekommen. Mental.

Diese eine Grönlandreise hat mein Leben verändert.

Ich war damals nur der Computerfuzzy, dessen schwerste Aufgabe es war, den Bleistift am Schreibtisch hoch zu heben. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, mit Zelt und Schlafsack durch die Gegend zu laufen. Urlaub in Spanien oder USA oder zum Skilaufen in Österreich, das war mein Urlaub.

Bis Grönland.

Dann Winterurlaub auf Spitzbergen. Arktis extrem. Aber im Hotel. Nur mit Tagesausflügen, dafür in die Berge, in den Longyearbreen Gletscher, ganz alleine in völliger Dunkelheit, immer gewiss, dass ein Eisbär meinen Weg kreuzen könnte.

Dann meldete ich mich zur Fjällräven Classic an. 110km im Fjäll Lapplands auf Zeit. Outdoor zwar aber doch mit vielen Leuten.

Ich trainierte in Deutschland, morgens gestartet und wenn ich keine Lust mehr hatte, wurde das Taxi gerufen und ich fuhr nach Hause.

Nein, es ist nicht das gleiche, es ist nicht befriedigend.

Dann lief ich in Schottland. 160km und ganz alleine aber dennoch mit Hotels zwischendrin.

Dann wieder die Classic und dann nochmal die Classic und zwischendrin immer wieder Spitzbergen im Winter.

Dinge, die im zivilisierten Leben ganz normal sind, mal eben ins Auto steigen, einkaufen fahren, mal eben jemanden anrufen, wenn man Hilfe braucht, mal eben unter die Dusche, wenn man möchte, auf die Couch legen, den Fernseher einschalten, arbeiten von 9 bis 5, tagein tagaus. Und im Urlaub anstehen, wenn es zur Abfütterung geht, dazwischen die Liege mit dem Handtuch nicht aus den Augen verlieren, den Kampf gegen die anderen Urlauber ausfechten, wer wem welche Liege am Strand streitig macht.

Beim Trekking geht es um urtümliches, um existenzielles.

Wieviel Essen muss ich mitnehmen? Was muss ich zu essen mitnehmen, was will ich überhaupt die kommenden Wochen essen, was muss ich an Ausrüstung mitnehmen? Welche Tiere könnten mich erwarten? Welche Sicherheitsvorkehrungen muss ich treffen? Was, wenn ich mir unterwegs ein Bein breche?

Der Kopf wird frei, spätestens am dritten Tag, man denkt nicht mehr darüber nach, ob man die Mail an den Chef geschrieben hat, in welches Meeting man gehen muss. Man denkt nur darüber nach, wie man die Etappe schafft, ob man Tiere sieht oder ob man einfach nur an diesem wunderschönen See eine Stunde oder zwei verweilen will. Oder vielleicht den ganzen Tag?

Die Probleme, die Entscheidungen, die man auf dem Trek treffen muss, haben nichts, aber auch gar nichts mit den Entscheidungen in der Heimat zu tun.

Habe ich den Herd ausgemacht? Na klar, der Herd ist zerlegt im Rucksack. Soll ich hier bleiben oder soll ich weiter gehen. Wieviel Essen in Pulverform habe ich denn noch dabei? Kann ich mir unterwegs irgendwas zum essen fangen oder sammeln? Wie wird das Wetter in den kommenden Tagen? Wie lange halten die Batterien des GPS Gerätes noch? Wann habe ich das letzte mal die Abweichung zum Nordpol mit GPS und Kompass überprüft, falls das GPS Gerät kaputt geht?

Es ist ein Leben, wie es gegensätzlicher zur Zivilisation nicht sein könnte.

Es ist kein „kann ich bei rot über die Ampel gehen, wenn kein Auto kommt?“, sondern ein „kann ich jetzt das Tal durchqueren, obwohl da unten Moschusochsen Rangkämpfe ausfechten?“ oder „Gehe ich hier oben durch den Fluss, wo die Strömung stark ist aber der Fluss schmal oder weiter unten, wo weniger Strömung ist dafür der Fluss doppelt so breit?“

Natürlich soll jeder seinen Urlaub so gestalten, wie er es für richtig hält. Aber ich habe im Alltag, im Job genug Stress. Ich muss keinen „Europa in 5 Tagen“ haben.

Sicher, ich habe auch schon Urlaub gemacht in New York, auf den Bahamas, in Spanien, England, Las Vegas. Entspannen, wie ich es beim Trekking kann, konnte ich dort nicht.

Allerdings kommt beim Trekking der Stress vorher. Den Rucksack auf und los gehts funktioniert nicht ganz. Trekkingurlaub ist teuer. Schweineteuer sogar.
Den All-Inklusive Urlaub gibt es ab 99 Euro die Woche. Den Flug in die Arktis gibt es nicht unter 800 Euro pro Person. Dazu ein Schlafsack, natürlich keinen aus dem Baumarktsonderangebot, nein, Daune muss es schon sein, denn selbst im Hochsommer wird es Nachts spürbar unter Null Grad Celsius. Dazu ein sturmfestes Zelt, was sehr schnell teurer ist als vier Wochen Hotel auf Mallorca. Wanderstiefel, Benzinkocher, Iso-Matte, Rucksack. Alleine mein Rucksack hat schon an die 600 Euro gekostet.
Eine gesamte arktistaugliche Trekkingausrüstung kostet schnell mal an die 4.000 Euro.

Wer dann noch das fortgeschrittenen Stadium erreicht und mit Ultraleicht anfängt, liegt ganz schnell noch weit darüber.

Dann lernte ich meine heutige Lebensgefährtin kennen und muss nicht mehr ganz alleine durch die Weiten der Arktis streifen sondern sie teilt meine Leidenschaft für diese ungewöhnliche Urlaubsbeschäftigung.
Und nicht nur dafür liebe ich sie!

Videos vom Arctic Circle Trail

Die Planung läuft schon auf Hochtouren und ich komme nicht drum herum, auch wenn meine Liebste nicht mit Infos zugeballert werden will, mit ihr derzeit viel zu besprechen.

Sie hat erst eine Arktistour mit mir absolviert und dabei reichlich gelitten. Das soll dieses Jahr nicht so sein. Dennoch müssen wir einen Zeitplan einhalten. Da kommen dann Fragen auf, wie zum Beispiel „Laufen wir von Ost nach West oder lieber von West nach Ost?“.

Von West nach Ost haben wir das Problem, dass wir mit vollem Gepäck (ich vermute grob 28kg in meinem Rucksack und 15 in ihrem) hoch in die Berge aufsteigen müssen. Umgekehrt haben wir einen engeren Terminplan wegen den Flügen.

Es wird noch viel zu planen geben.

Ausserdem müssen wir ihre Ausrüstung aufstocken.

Aber erstmal habe ich noch ein paar nette Videos vom Trail gefunden.

Arctic Circle Trail Part 1

Arctic Circle Trail Part 2

PS: Nachdem ich mir eben nochmal den Bericht der letzten Fjällräven Classic durchgelesen habe, fiel es mir wieder ein.

Ausrüstung für Ela…ja, wir haben ihr Schuhe gekauft. Ich wollte welche für hochalpines Gelände haben, steigeisenfest.

Der Verkäufer hat uns belabert, die allerersten Trekkingstiefel sollen nicht zu fest sein. Sie hat dann weichere genommen.

Und es hat sich gerächt.

Also werden wir dies Jahr nochmal Stiefel kaufen müssen. Bei rund 250 Euro für das Paar nicht gerade ein Schnäppchen. Allerdings kaufen wir jetzt die Ausrüstung, die ich meine, die richtig ist. Und in der Arktis braucht es nun mal kräftige, kernige Schuhe.
In meinen Meindl Engadin kann ich nicht mit dem Fuss umknicken. Wenn die richtig geschnürt sind, bewegt sich seitlich gar nichts mehr. Ausserdem muss der Schaft hoch genug sein, dass man sich nicht verletzt, wenn man mal mit dem Knöchel seitlich gegen einen Stein tritt.
Nur müssen wir für sie jetzt Schuhe mit dem passenden Leisten finden.

Dann muss noch ein neuer Schlafsack her.
Mein Yeti Sunrizer XL leistet mir immer noch treue Dienste, doch leider gibt es den nicht mehr.
Meiner Meinung nach ist das Beste gerade gut genug für die Arktis.
Mir glaubt nie einer, wenn ich sage, dass selbst im Hochsommer Kälteeinbrüche kommen können und der Wind extrem kühl sein kann. Gerade auf Grönland, wenn der Wind über das Inlandeis kommt.
Elas Schlafsack ist meiner Meinung nach nicht ausreichend. Erstens gehen wir erst Mitte August an den Start, da können wir schon den ersten Schnee erleben und zweitens muss da ein Daunenschlafsack her.
Viele, die ich beraten habe und die nicht auf mich gehört haben, kamen nachher an und sagten: Siehste, hab ich doch nicht gebraucht. Da haben sie Glück gehabt.
Diesmal werden wir dann auch beide Moskitonetze mitnehmen und für beide ein grosser Schlapphut um die Viecher auf Distanz zu halten.
Ausserdem Fleecehandschuhe – eben gegen die Mücken.

Gemäss übereinstimmenden Berichten sollten aber im August schon viel weniger Mücken da sein, immerhin hat es dann schon regelmässig Nachtfrost.
Trotzdem will ich nicht ohne Mückenschutz gehen.

Übrigens sagt man mir immer wieder, dass ich mir doch einfach Autan mitnehmen soll.
Dazu kann ich nur sagen: Egal welches Anti-Mückenzeug ich bisher auch versucht habe, es hat nichts genutzt. Ausser solche Tücher, mit denen man sich einreibt, haben geholfen. Allerdings sind die eine chemische Keule. Die Mücken fliegen einen an, landen und fallen tot runter.

Sommerfrische auf Grönland?

Meine liebe Frau hat mir erlaubt, dass wir beide zusammen im Sommer eine Trekkingtour auf Grönland machen.

Sie wollte eigentlich eine Radtour in Deutschland machen aber mein ganzes Bitten und Betteln hat geholfen und sie hat zugestimmt.

Endlich wieder Grönland und endlich Grönland im Sommer.

Die Route ist eigentlich schon klar. Nicht solch ein Stress wie die Fjällräven Classic soll es werden, nein, ganz gemütlich soll es laufen auf dem Arctic Circle Trail (Homepage) in 10 oder 12 oder 14 Tagen für die 170km.

Die Anreise wird dann ganz standesgemäss sein. Zuerst nach Kopenhagen, dann mit Air Greenland nach Kangerlussuaq und von dort aus geht es gleich zu Fuss auf den Arctic Circle Trail.

Und wie schaut es mit Tieren aus?

Eisbären kommen an der Westküste nicht vor. Dafür sehen wir mit ganz viel Glück vielleicht Robben, Moschusochsen, Rentiere, Hermeline, Lemminge, Polarhasen und Polarfüchse. Und mit richtig viel Glück vielleicht sogar mal einen Wal von der Küste aus.

Danke meine liebe Frau!

War Dir Spitzbergen und Lappland bisher unvergesslich, dann wird Grönland das ganze noch toppen.